Hochzeitssendungen im Gypsy-Check

Hochzeitssendungen Check

Naaaaaa, habt Ihr über YouTube und Co. schon einen Blick ins Reich der Hochzeitssendungen geworfen? Ich muss zugeben, dass das während der Vorbereitungsphase für unsere eigene Hochzeit eine meiner Lieblingsbeschäftigungen war.

Schließlich will man mal so richtig ins Thema Hochzeit eintauchen, ohne ständig den Lieben damit auf die Nerven zu gehen. Da ist es genau das Richtige, erstmal anderen beim Heiraten zuzugucken. Die Möglichkeit dazu bieten unzählige deutsche, amerikanische und britische Hochzeitssendungen, die man besonders online so richtig schön ‚bingen‘ kann. Ich hab‘ jedenfalls für Euch geglotzt und hier mal eine kleine Auswahl zusammen gestellt, was man so finden kann – natürlich inklusive Gypsy-Kritik!

Tüll, Tränen & Co.

Ach ja – Sendungen über Kleider… „Tüll & Tränen“ (VOX) ist nicht das erste TV-Format, das sich ausschießlich – und vor allem ausgedehnt – mit dem Brautkleidkauf beschäftigt. Auf den selbst proklamierten „Frauensendern“ TLC oder SIXX kann man mit „Mein perfektes Hochzeitskleid“ (im Original: „Say Yes to The Dress“) oder „Brautkleid nach Maß“ die Inspirationen für den deutschen Ableger finden.

https://www.youtube.com/watch?v=IPVmYNZW_u0

Top:

Diese Sendungen sind nicht ganz unpraktisch für Bräute, um eine erste Übersicht über mögliche Preise für ihre Traumrobe zu bekommen. Außerdem hat man hier sozusagen die ’shopping experience‘ vor der ’shopping experience‘: Man kann Mäuschen spielen bei anderen Bräuten und sich schon einmal einfühlen, wie’s sein könnte mit Muttis, Freundinnen und Co. Den ‚Traum in Weiß‘ zu erstehen. Auch nicht schlecht ist, dass man ganz bequem auf der Couch Input über verschiedene Schnitte bekommt. So schaut Ihr nicht ganz so blöd aus der Wäsche, wenn die Brautmodenverkäuferin fragt: „Was hätten Sie denn gern? A-Linie, Meerjungfrau oder Empire-Taille?“

Flop:

Gaaaar nicht cool ist, dass zugunsten des Coolness-Faktors für die Verkäufer oft die armen Kunden zurückstecken müssen. Sicherlich ist’s kein Geheimnis, dass die oft vermeintlich haarsträubenden Stories für die Hochzeitssendungen erst im Schnitt entstehen. „Tüll & Tränen“ ist da sogar noch relativ harmlos und reicht nicht ganz ans amerikanische Vorbild heran. Da wird im Nachhinein eine unglückliche Bemerkung der Bräute an die andere geschnitten. So entsteht oft der Eindruck, Bridezilla höchstpersönlich hat die Boutique in Atlanta gestürmt – rette sich wer kann! Klar wird der Verkäufer so zum Held des Tages, aber schön (und respektvoll!) ist was anderes!

Hochzeitssendungen fatshaming

Jedes Mal wieder schockiert: Ich kann’s einfach nicht fassen, dass Fatshaming im Fernsehen noch nicht abgeschafft ist!

Extrem-Flop:

Was sich die Vorzeige-Mutti Monty bei „Say Yes to The Dress (Atlanta)“ allerdings nie leisten würde, sind fiese Bemerkungen über die Körperfülle seiner Kundinnen. Der selbst ernannte Brautmodenkönig Uwe Herrmann nimmt da kein Blatt vor die Dresdner Schnauze. Da werden schon mal Sprüche wie „Nein, dick is‘ se nicht – nur eben zu klein für ihr Gewicht“ gekloppt, anstatt’s gleich ganz bleiben zu lassen oder es wird über den „dicken Bopps“ der Kundinnen gewitzelt.

Im Schnitt wird das Ganze auch nicht besser – da wird der Gang der Kundin durch die von Kleidern gesäumten Gänge schon mal mit Tuba-Musik untermalt und so künstlich noch schwerfälliger dargestellt. Fatshaming by VOX. Really?! Da ist die bodenständige Ladenbesitzerin von „Brautalarm auf dem Land“ schon sympathischer. Die schmiert ihren Kundinnen immerhin gleich selbst die Stullen – und das auch noch direkt am eigenen Schreibtisch. Das lob‘ ich mir!

4 Hochzeiten und eine Traumreise

Vier Bräute battlen sich: Wer ist die Schönste – und wer feiert die schönste Hochzeit? Gibt’s nicht? Gibt’s wohl – bei der Hochzeitssendung „4 Hochzeiten und eine Traumreise“

Top:

Die Bräute nennen ihr Hochzeitsbudget – so hat man als Einsteigerin in Sachen Hochzeitsplanung immerhin einen ersten Anhaltspunkt, wie viel welche Art von Feier kostet.

Flop:

Der Gipfel des Grauens, das Fremdschämformat unter den Hochzeitssendungen! Da kann Frank Matthée so sympathisch in die Kamera glotzen wie er will – das Ding wird davon nicht besser. Denn Frank hat vielleicht mittlerweile Plan und hütet sich vor ungünstigen Aussagen, wenn die Klappe gefallen ist. Die Konkurrenz-Bräute (oder sollte ich sie lieber Hochzeitsdrachen nennen?) sind da aber oft nicht ganz so klug.

Hochzeitssendungen fremdschämen

Für mich ist der Fremdschäm-Faktor bei diesem TV-Format definitiv zu hoch!

Aber wie sollen sie auch, wenn sie allen Ernstes die Hochzeiten der anderen Bräute nach einem Punktesystem bewerten sollen? Wenn man sie fragt: „Na, wie fandest du Melanies Brautkleid? Wie viele Punkte kriegt sie dafür von dir?“ Gibt man da keine glatte 10, muss man sich schon rechtfertigen und das Haar in der Suppe benennen – genau wie beim Essen. Da stellen sich die Bräute dann oft gleich prophylaktisch besonders doof an, damit recht wenige Punkte vergeben werden müssen. Das Buffet ist kalt oder das Fleisch zäh, der Pudding schmeckt nicht oder es gibt keine laktosefreie Variante. Warum wenig Punkte vergeben? Na weil am Ende das Paar mit den meisten Punkten von VOX schicke Flitterwochen spendiert bekommt.

https://www.youtube.com/watch?v=_BK4nxIHAKM

Aber mal ehrlich – wer macht denn sowas? Wer würde drei fremde Frauen auf die eigene Hochzeit einladen, um sich dann im Nachhinein alles auftischen zu lassen, das schief gelaufen ist? Und wer würde auf eine Hochzeit gehen, um nach Fehlern zu suchen? Tja – es gibt wohl immer wieder willige Kandidatinnen (tatsächlich immer nur die Frauen, außer die Paare sind gleichgeschlechtlich oder eine der Ladies wird mal krank und muss sich vom Angetrauten vertreten lassen).

Mein Fazit: Daumen runter dafür, das Heiraten als Wettbewerb zu behandeln – Pfui!

Hochzeit auf den ersten Blick

Das Format ist mittlerweile bereits in die 3. Staffel gegangen – für die es wohl über 5.000 Bewerber gab! Was die alle bei „Hochzeit auf den ersten Blick“ wollen? Jemanden heiraten – den sie noch nie zuvor gesehen haben! Whaaaaaaat?!!!

Top:

Wenn man mal kurz die Frage beiseite lässt, wieso zur Hölle man in Deutschland im 21. Jahrhundert freiwillig jemanden heiraten würde, den man noch nie zuvor gesehen hat, muss man zugeben, dass diese Hochzeitssendung von Sat1 eigentlich ganz nett gemacht ist.

Das Auswahlverfahren für die Kandidaten, die dann tatsächlich im TV gezeigt werden, scheint zumindest halbwegs tatsächlich auf wissenschaftlichen Faktoren zu basieren. Psychologen, Sexual- und Paartherapeuten suchen in einem 8-tätigen Workshop mit den Bewerbern passende ‚Matches‘ von Leuten, die ihrer Meinung nach gut zusammen passen würden. Na und die treffen sich dann tatsächlich zum ersten Mal auf dem Standesamt – zum „Ja“ sagen!

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Spannend ist sie also schonmal, diese Serie, und damit echte Konkurrenz für meinen Favoriten unter den Hochzeitssendungen. Was ich noch schön finde: Hier werden die Kandidaten mal durchweg positiv porträtiert – ohne den fiesen Fremdschämfaktor, auf den viele andere Formate für die Quote setzen. Normale Menschen werden liebevoll dargestellt, ihnen werden zur Abwechslung mal die richtigen Fragen gestellt und ja, der Sender kümmert sich auch darum, sie gut aussehen zu lassen! Außerdem geht’s bei „Hochzeit auf den ersten Blick“ weniger um die Hochzeit, als viel mehr um Partnerschaft und darum, wie (und warum) sie funktioniert. Unterhaltsam und erfrischend!

Super-Top:

Was mir aber am allerbesten gefällt, ist, dass auch Sat1 nicht verhehlen kann (und auch nicht den Versuch unternimmt), dass Liebe halt doch nicht wissenschaftlich messbar ist. Da können die sogenannten Experten suchen, messen und matchen, so viel sie wollen. Der beste Beweis dafür ist ein Pärchen, das aus zwei ehemals ‚gematchten‘ Konstellationen ausgebrochen ist und sich gefunden hat. Dafür, dass der Sender das nicht zu vertuschen versucht, gibt’s von mir einen Daumen hoch!

Flop:

Auf das Überdramatisieren durch Musik, Zeitlupe und andere Kunstgriffe könnte Sat1 getrost verzichten. Das lässt ein sonst eigentlich gut gemachtes Format irgendwie geschmacklos wirken. Schade!

Haareraufen

Zum Haare Raufen: wieso sabotieren sich Fernsehmacher selbst, indem sie Hochzeitssendungen im „Fluch der Karibik“-Stil musikalisch untermalen?

Don’t Tell the Bride – Trau‘ dich, den Rest erledige ich

Hier übernehmen die Männer das Ruder (auch, wenn’s um High Heels, Spitze und Fondant geht!)

Top:

Ha – schon lange mein absoluter Fave und eine der besten Hochzeitssendungen, die ich kenne! Da sieht man mal wieder, dass die Briten Fernsehen einfach besser können. Nein, die machen nicht nur bessere Krimis, sondern auch nettere Hochzeitssendungen!

Bei „Don’t Tell The Bride“ wird einfach mal der Spieß umgedreht und der Bräutigam plant die Hochzeit. Das heißt leider noch nicht, dass damit auch alle Klischees über den Haufen geworfen werden, aber dazu später mehr…

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Was so schön ist daran, dass hier in Sachen Hochzeit mal den Herren der Schöpfung das Ruder überlassen wird, ist, dass man so schön sehen kann, wie viel Stress Hochzeitsplanung tatsächlich ist. ‚Echte Kerle‘ geraten über Einladungskarten oder die schiere Fülle der noch zu erledigenden Aufgaben an den Rand des Nervenzusammenbruchs. Sie müssen ein festgesetztes Budget im Auge behalten und dabei trotzdem das Schönste für ihre Liebste rausholen – und stellen dabei fest: Das ist gar nicht so einfach!

Trotzdem werden am Ende immer glückliche Bräute gezeigt! Die Botschaft: Jungs können’s genau so gut – das gefällt! Und was noch klasse ist: die manchmal absolut schrägen Ideen, die die Herren der Schöpfung sich eher trauen umzusetzen als ihre Herzdamen.

Flop:

Gar nicht schön finde ich leider, wie ‚das zarte Geschlecht‘ in dieser Sendung wegkommt bzw. wie sehr auf Gender-Rollen angespielt wird. Da werden Frauen als unberechenbare Zicken dargestellt, denen nichts gut genug ist und die aufgrund eines falsch ausgesuchten Brautkleids schon mal eine ganze Hochzeit platzen lassen würden.

Hochzeitssendungen Klischees

Ich dachte, über allzu platte Geschlechter-Klischees wäre auch das Fernsehen mittlerweile hinweg – hab‘ ich mich wohl getäuscht!

Männer zeigt die BBC gern mal als dauerbesoffene, prollige Kindsköpfe, die außer Party nichts im Kopf haben. Sind die Leutchen tatsächlich so? Eher nicht – auch hier werden einfach die unvorteilhaftesten Szenen aneinander gereiht oder mittels Musik und den Kommentaren des Sprechers überdramatisiert. Naja – unterhaltsam ist die ganze Chose auf jeden Fall!

My Fair Wedding

Der amerikanische Hochzeitsplaner David Tutera crasht bei „My Fair Wedding“ Hochzeiten…

Top:

Das Konzept der in Deutschland von SIXX ausgestrahlten Sendung ist eigentlich nicht so verkehrt. Hier geht’s um Hochzeits-Erste-Hilfe. Der (übertrieben tuckig dargestellte) Hochzeitsplaner David Tutera eilt überforderten Bräuten als rettender Engel zur Seite – und nimmt alles in die Hand.

Flop:

Er nimmt ihnen aber leider auch alles aus der Hand. Ohne Rücksicht auf Verluste verwirft er Dekorationsideen, Location und sogar das Hochzeitskleid der Braut! Is‘ alles nix, muss alles neu! Klar – David hat nämlich nicht nur eine eigene Brautmodenlinie, sondern auch eine Event-Firma mit viiiiiiiieeeeelen, vielen Angestellten, die für die Umsetzung der von ihm ersonnenen Hochzeitsträumchen vom Sender bezahlt wird.

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Der Gute geht nämlich bei jeder – absolut JEDER! – Hochzeit weit über Budget! Aus dem bescheidenen Restaurant, in dem das Brautpaar eigentlich feiern wollte, wird dann mal eben ein ganzer Ballsaal. Da der natürlich nicht nackt bleiben darf, aber auch – anders als das Restaurant – über keinerlei Deko verfügt, stellt Tutera einfach einen Haufen aufwändig geschmückte Pavillons rein. Natürlich sieht dieses Gesamtkunstwerk am Ende besser aus, als das, was das Brautpaar selbst hätte auf die Beine stellen können, aber das Budget hat sich auch sicherlich verzehnfacht.

cringe peinlich

Peinlich, wenn man so offensichtlich in die eigene Tasche wirtschaftet…

Darüber muss man sich übrigens nicht wundern, denn allein die Planung einer Hochzeit durch Tuteras Firma kostet ab 15.000 $ aufwärts. Soll der Maestro selbst ran, darf man ganze 50.000 Lappen löhnen. Was wird da wohl erst die Hochzeit selbst kosten…?

Also, Ihr Lieben, ich hoffe, ich konnte Euch die Auswahl Eures TV-Hochzeits-Inputs etwas leichter machen. Das Wetter wird nämlich immer schöner – und da wäre es doch nur zuuuu schade, wenn Ihr zu lange vor der Flimmerkiste abhängen würdet. Wenn Euch der Artikel gefallen hat: Einfach mit den Buttons hier unten teilen! Und jetzt erstmal viel Spaß beim Gucken, Lachen und inspirieren Lassen!

 

Photo Credits: Johannes Nocker