(Wie) heiraten Feministinnen eigentlich?

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Oh Sh*t, hat sie gerade FEMINISTIN gesagt? Ist die vielleicht sogar ‚eine von denen‘?! Ich weiß, ich weiß: einige von Euch kriegen schon Ohrenkrebs, wenn sie das böse Wort nur hören. Aber gebt mir einen Moment, um klarzustellen, was ich darunter verstehe. Dann könnt ihr immer noch entscheiden, schnell woanders hin zu klicken (und erfahrt außerdem, was Feminismus mit Heiraten zu tun hat).

Woran glaubt eine Feministin?

Der Begriff mag dem/der ein oder anderen LeserIn angestaubt erscheinen. Ein Stempel, den man sich nicht zwangsläufig gern aufdrückt, weil er, um es hier mit den Worten der wunderbaren Carolin Kebekus auszudrücken, so „unrasiert“ klingt. Das Image der Bewegung wird in den Mainstream-Medien leider nur allzu oft allein von Killer-Emanzen, BH-Verbrennungen und Achselhaaren abgeleitet. Da muss man sich über diese Einstellung vieler junger Frauen (und Männer) auch nicht wundern.

Feminismus aber ist viel mehr! Vor allem ist er im Kern eine Geisteshaltung, die Gerechtigkeit, Gleichstellung und Gleichbehandlung für Menschen jeden Geschlechts, jeder Bevölkerungsgruppe und jeder ethnischen Zugehörigkeit vertritt. What’s not to like?! Deshalb und weil Gleichberechtigung einfach sexy ist, würde ich mich tatsächlich auch post BH-Verbrennung als ‚eine von denen‘ bezeichnen – japp, eine Feministin.

Und was hat das Ganze jetzt mit Heiraten zu tun?

Eine Meeeeenge! Um das zu erklären muss man aber erstmal ein bisschen in der Geschichte der Ehe als Institution kramen. Bevor nämlich der ganze religiöse Klimbim dazu kam, war die Ehe hauptsächlich ein Mittel, um Besitzverhältnisse zu klären und abzusichern. Als Voraussetzung für die Gründung und Anerkennung einer Familie war nämlich eine Heirat vonnöten. Besitztümer wurden dann innerhalb dieser Familie geteilt und vererbt. Da gibt es nur den kleiiiinen Haken: All das hat in den meisten Gesellschaften patrilinear, also ausschließlich entlang der männlichen Linie funktioniert. Das heißt:

„(…) dabei erfolgt(e) die Weitergabe von Verwandtschaftsbeziehungen, sozialen Positionen, Ämtern, Ansehen, Privilegien und Eigentum von einer Generation an die nächste einlinig nach der Abstammung des Mannes.“ (Wikipedia)

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Die Brautübergabe – ein schöner Brauch mit Symbolkraft

Ich will ja kein Erbsenzähler sein, aber wenn man’s genau nimmt, ist das heute noch so. Es geht zwar mittlerweile anders, aber auch das Annehmen des Nachnamens des männlichen Ehepartners als Familienname ist z.B. noch ein Relikt aus dieser Zeit. Sogar die Frau selbst geht noch heute symbolisch aus dem ‚Besitz‘ des Vaters in den des Ehemannes über. Das zeigt sich vor allem bei der Brautübergabe.

Traditionen überdenken und neu definieren

Aber muss man das alles so eng sehen? Natürlich teilt Ihr Euch Haushalt und Brötchen Verdienen. Klar wird auch nach der Hochzeit keine(r) von Euch an den Herd gekettet und muss fortan ein Leben zwischen Bügelbrett und Waschmaschine fristen. Aber den Moment, wenn der Vater die Hand der Braut in die des Bräutigams legt, fandet ihr schon immer so rührend! Und überhaupt habt Ihr auch so gar keine Lust zu erklären, weshalb Ihr nicht alle – inkl. der (potenziellen) Kinder – den selben Familiennamen tragt.

Da habt ihr auch vollkommen Recht. Sicherlich muss man sich nicht unnötig das Leben schwer machen. Man muss auch nicht auf schöne Hochzeitsrituale verzichten, von denen man schon seit Kindheitstagen träumt. Aber man sollte sich durchaus Gedanken machen, warum man Dinge tut – vor allem, wenn’s ums Heiraten geht! Wenn Euch jemand fragt, wieso ihr euch für eine kirchliche Hochzeit entschieden habt, wollt Ihr dann wirklich sagen „Weil ich einmal im weißen Prinzessinnenkleid den Mittelgang entlang schreiten wollte“? (Pssst – geht übrigens auch so!) Wenn Ihr vom Chor oder eurer Band die Setlist bekommt, seid Ihr Euch sicher, dass „I will follow him“ während der Trauung gespielt werden soll?

Was ich damit sagen will ist, dass es beim Heiraten kein Falsch oder Richtig gibt! Die schönsten Erinnerungen werden allerdings dann geschaffen, wenn man Dinge durch- und überdenkt. Es muss nicht alles bleiben, wie es ist, nur weil es schon immer so war. Natürlich darf der Brautvater ’sein Mädchen‘ zum Altar (oder wohin auch immer) führen. Vielleicht möchten das ja sogar beide Elternteile tun. Und wer weiß, evtl. würden sich auch die Eltern des Bräutigams gern in ähnlicher Form einbringen?

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Hier haben beide die Oberhand – ein selbst gemachtes Messer als Geschenk des Bräutigams an seine Braut

Liebe zum Detail & Mut zur Extrawurst

Es sind die kleinen Dinge, die eine Hochzeit besonders werden lassen. Das soll nicht heißen, dass Ihr Euch jetzt noch akribischer mit der Tischdekoration und den Einladungskarten auseinandersetzen sollt (auch, wenn das natürlich Spaß machen kann). Der Teufel steckt auch bei anderen Hochzeitsaspekten im Detail. Überlegt, welche Elemente Euch bei einer Trauung wichtig sind und wie genau ihr sie gestalten möchtet. Was wollt ihr versprechen und in welchen Worten? Welche Handlungen haben welche Symbolkraft? Mögt ihr, was dahinter steckt oder könnt ihr gar nichts damit anfangen?

Lasst Euch nicht verbiegen und traut euch was! Wer nicht mag, muss nicht in jungfräulichem Weiß heiraten. Die Tatsache allerdings, dass es niemanden mehr zu kratzen scheint, ob die strahlende Braut nun wirklich unberührt ist, find‘ ich spitze! Wer sagt eigentlich, dass man sich nicht die ‚Rosinen raupicken‘ kann? Das hab‘ ich ohnehin noch nie verstanden. Und wenn ich könnte, würde ich sogar das Namensrecht sofort ändern. Nicht nur dürften dann beide Partner einen Doppelnamen führen und jeder zusätzlich zum eigenen den Nachnamen des Ehepartners annehmen. Auch Mischnamen wären dann vollkommen ok! Nicht umsonst werden aus Frau Witherspoon und Herr Nocker im Handumdrehen einfach „Die Spoonockis“ auf allen Einladungen, die wir gemeinsam verschicken…

Bis es tatsächlich so weit ist, habt ihr zumindest bei der Gestaltung Eurer Hochzeit die Möglichkeit, ein paar ‚Extrawürste‘ mit einzubauen – Feministin oder nicht. Viel Spaß dabei!

P.S.: Geteilte Freude ist ja bekanntlich doppelte Freude, also teilt Eure verrückten, außergewöhnlichen und schönen Erfahrungen mit modernen Trauzeremonien gleich hier in der Kommentarspalte! Ich freu‘ mich drauf!

 

Photo Credits: Johannes Nocker