Wer hat Angst vor Bridezilla?

Kieran Clancy

Yeeeiiiihhhhhh! Wir stecken mitten in der Hochzeitssaison – und das heißt für viele Bräute und Bräutigame: Planungsstress auf der Zielgeraden! Was der allerdings oft mit sich bringt, sind fiese Bridezilla-Momente…

Was ist Bridezilla

Bestimmt ist Euch der Begriff Bridezilla während Eurer Planungsphase (oder vielleicht der Vorbereitung auf eine andere Hochzeit als Eure) auch schon das ein oder andere Mal begegnet. Aber was ist das eigentlich? Wie könnte ich das für Euch beschreiben…? Ich würde sagen, Bridezilla ist eine Bezeichnung für alle schlechten Eigenschaften, die eine Braut während der Hochzeitsplanung aufweisen kann. Sozusagen ein Braut-Teufel auf Speed! Jemand, der ausrastet, wenn die Rosen am Hochzeitstag rosa sind und nicht aprikot, der auch nur beim Gedanken an den falschen Song zum Hochzeitswalzer zur Furie wird und einen Nervenzusammenbruch bekommt, wenn der Sitzplan nicht eingehalten wird.

Was Ihr jetzt denkt, wenn Ihr das lest: Oh ja, Cousine XY war GENAU SO auf ihrer Hochzeit, aber MIR könnte das NIE passieren! Ich bin doch lässig und tiefenentspannt! Wenn überhaupt, bin ich vielleicht Bridechilla. Aber seid Euch da Eurer Sache mal nicht zu sicher – es kann JEDE treffen!

Wieso wir alle Bridezilla in uns tragen

Bridezilla-Momente lassen nicht unbedingt auf sich warten, bis der Hochzeitstag gekommen ist. Oft lässt sich ein Hauch „psychotische Braut“ schon lange vorher blicken. Wer von uns hat nicht schon Bräute erlebt, die so sehr dem Hochzeitswahn verfallen sind, dass sie die Tatsache, dass ihre Freunde und Lieben noch ein Leben außerhalb ihrer Hochzeitsvorbereitungen haben, völlig aus den Augen verlieren? Wer saß nicht schon Tage und Nächte lang mit Heißklebepistole bewaffnet an Hochzeitseinladungen oder anderem Schischi, nur um sich dann von einer sichtlich unbeeindruckten Braut anhören zu müssen: „Das ist aber jetzt schief aufgeklebt…“?

Ich gehe hier mal mit mutigem Beispiel voran und gebe zu: Ja, auch mich hat’s damals vor unserem großen Tag gepackt und ich war… GENAU SO! Hier nochmal ein dickes Sorry an alle, die bis weit nach dem Morgengrauen Servietten-Pompoms und Gastgeschenke mit mir basteln mussten!

Schleier Fifties

Oopsi! You see the crazy?! Bei der eigenen Hochzeit selbst in die Bridezilla-Falle getappt!

Einmal im Leben…

Aber wieso passiert das mit uns? Wer weckt das Monster? Naja, die Sache ist die: Wir heiraten – da sind wir uns zumindest beim ersten Mal ganz sicher – ja nur einmal im Leben. Na und wenn wir schon nur einen einzigen Tag Zeit haben, dieses Wahnsinns-Ereignis zu feiern, dann soll das auch bitteschön perfekt werden! Da muss das Kleid stimmen, die Hochzeitsdeko soll alles je da gewesene in den Schatten stellen und die Gäste nur mit den allerbesten Erinnerungen an unseren großen Tag nach Hause gehen! Hm – und Perfektion, die hat eben ihren Preis. Dass a) gar nichts jemals perfekt ist und b) andere Menschen sich vielleicht auf den Schlips getreten fühlen könnten, wenn man kritisiert, was sie mit Mühe für einen gemacht haben, verliert man da schon mal aus den Augen.

Stress triggert Bridzilla…

Je nachdem, wie weit Ihr in der Planungsphase Eurer Hochzeit seid, werdet Ihr ihn auch schon gespürt haben: den Stress! Zeitdruck und Erwartungen (von Euch und gefühlt auch von anderen) setzen Euch zu. Die Location will die definitive Anzahl Eurer Gäste wissen, der Pfarrer die Liedauswahl für den Gottesdienst. Die letzten 2 Kilo bis zum Hochzeits-Wunschgewicht sind auch noch nicht geschafft und bei der Lieferung für Eure Gastgeschenke hat etwas gefehlt. Klar, dass Ihr da wenig Verständnis dafür aufbringt, wieso zur Hölle Tante Gabi und Onkel Horst es noch nicht geschafft haben, ab- oder zuzusagen! Natürlich sitzt Ihr Eurem Partner jetzt im Nacken, dass er sich endlich auch wenigstens EIN Lied für die Trauung aussuchen soll! Kein Wunder, dass Ihr bei der Brautkleidanprobe aus der Haut fahrt, wenn jemand sagt, man sähe hinten noch Euren Rückenspeck über’m Kleid! Und welche andere Option als Ausrasten und den Kundenservice-Mitarbeiter Anschreien gibt es jetzt bitte bei der verhundsten Bestellung? „Tick-tack!“

Keinen interessiert’s…

Während der Hochzeitsplanung haben viele Brautpaare das Gefühl, als würde ihr großer Tag niemanden genügend interessieren. Bummer: Tut er auch nicht! Da muss ich Euch reinen Wein einschenken. Für absolut NIEMANDEN kann Eure Hochzeit genau so wichtig sein wie für Euch.

Trotzdem – wir sind eben alle nur Menschen – hätte man das gerne. Verstehen die denn alle nicht, was für ein großes Ereignis das für Euch ist? Und wieso verdammt nochmal würdigt nicht mal Euer Bräutigam all die kleinen (Bastel-)Projekte, die Ihr Euch aufgeladen hat, damit der Hochzeitstag auch wirklich perfekt wird? Der Teufel liegt schließlich im Detail – das müsste er doch wissen…

Blumenkrone Hochzeit Graffiti

Wenn Euch sonst schon niemand das Krönchen zurecht rückt, macht Ihr’s eben selber…

Die vermeintlich mangelnde Anteilnahme von Familie und Freunden verärgert, ja beleidigt Euch ein bisschen, aber das würdet Ihr so natürlich nie zugeben. Trotzdem kommt Ihr manchmal nicht ganz umhin, eine leicht schnippische Bemerkung einfließen zu lassen oder Eure (vermeintlich angebrachte) Enttäuschung auch mal durchblicken zu lassen. Und da ist sie wieder: Bridezilla wie sie leibt und lebt!

Wo Bridezilla lauert

Ihr habt gar keinen Bock, zu Bridezilla zu mutieren, möchtet das Biest fest unter Verschluss halten und einen Ausbruch tunlichst vermeiden? Dann solltet Ihr in diesen Situationen besonders aufpassen:

Vergleich mit anderen Hochzeiten

Jemand aus dem Freundes- oder Familienkreis heiratet im selben Jahr wie Ihr und jetzt habt Ihr irgendwie das Gefühl, er / sie stiehlt Eure Show. Euch ist völlig bewusst, dass das ein komplett kindisches Gefühl und absolut unangebracht ist. Trotzdem kommt Ihr nicht ganz aus Eurer Haut. Irgendwie kommt von dem anderen Paar ein komischer ‚Konkurrenz-Vibe‘ rüber. Ihr habt das Gefühl, die wollen alles anders – und natürlich besser – machen als ihr. Oder noch schlimmer: die machen alles genau so!

Aber lasst Euch eins gesagt sein: Hochzeiten kann man nicht „nachmachen“! Und mit dem Wissen, dass Eure Gefühle in dieser Hinsicht irgendwie kindisch sind, liegt Ihr goldrichtig! Also lasst sie zu, grummelt ein bisschen in Euch hinein, aber dann lasst die Erwachsenen in Euch wieder die Oberhand gewinnen und kommt einfach klar! Bye-bye, Bridezilla…

Brautkleidkauf

Für viele hat der Brautkleidkauf besonders hohes Bridezilla-Potenzial. Immerhin stehen wir da – mit allen Unsicherheiten, die wir bereits jahrelang mit uns herumtragen – und lassen uns begutachten. Natürlich soll auch das Kleid für den großen Tag perfekt aussehen an uns. Leider ist das Privileg, tatsächlich in jedem Schnitt atemberaubend auszusehen aber den Kate Mosses und Naomi Campbells dieser Welt vorbehalten. Das wissen wir eigentlich auch – und deshalb ist es so schwer für unsere Begleitungen, auch nur IRGENDWAS richtig zu machen.

Warten auf den Antrag

Sitzt das Kleid auch richtig? Nicht nur die Hochzeit soll perfekt sein, auch das Kleid soll atemberaubend aussehen an uns…

Schwindeln sie und sagen, die eng geschnittene Corsage, die den Speck unter unseren Achseln rausdrückt, sähe super aus: böser Fehler! Sind sie (zu) ehrlich und erwähnen, dass unser bisher favorisiertes Kleid kurze Beine macht: auch! Ganz ehrlich? Brautkleidkauf mit Begleitung ist nur was für die Selbstbewusstesten unter uns. Wenn Ihr wollt, dass Bridezilla zu Hause bleibt, lasst die Begleitung auch genau dort!

Perfektion und Delegation

Bestimmte Aufgaben MÜSST Ihr abgeben, wenn Ihr mit halbwegs heilem Verstand aus der ganzen Hochzeits-Nummer raus kommen wollt. Dass das aber den meisten schwer fällt, weiß ich aus allererster Hand. Nicht nur in meinem Job bekomme ich regelmäßig mit, dass es besonders Bräuten schwer fällt, Dinge, an denen ihr Herz hängt, zu delegieren. Auch ich selbst war schließlich mal Bridezilla. So sehr, dass – Schande über mein Haupt – ich meinen armen Großvater, der mir am Hochzeitstag nur etwas abnehmen und einen Gefallen tun wollte, ordentlich angepfiffen habe.

Hochzeitsperfektion

Euer Hochzeitstag soll perfekt werden – um jeden Preis?

Katerfeeling nach Bridezilla-Attacke…

Zwei Sekunden später hab‘ ich die Tat schon wieder bereut, aber da war es schon geschehen. Was er sich „zu Schulden kommen“ hat lassen? Na er meinte, Schleierkraut würde sich in Einmachgläsern (die waren damals unglaublich ‚in‘!) nicht so schön machen wie in kleinen Flaschenvasen am Traualtar. Er hatte also einfach Initiative ergriffen und die kleinen Blüten kurzerhand anders drapiert. Als er mir das dann gesagt hat… Na Ihr könnt Euch denken, was passiert ist! Der Arme war tatsächlich so verdattert, dass er nochmal losgefahren ist, um alles wieder in den Originalzustand zurück zu versetzen. Und mich schaudert’s heute noch bei dem Gedanken…

Klingt lächerlich? War es auch! Also seid auf der Hut vor Perfektion! Eure Hochzeit wird ohnehin niemals genau so aussehen wie Eure kühnste Pinterest-Phantasie – und der Versuch, es trotzdem so hinzubekommen, ist den Bridezilla-Ausbruch garantiert nicht wert!

Wünsche vs. Geldbeutel

Bridezilla ist übrigens ein Raffzahn! Irgendwie denkt das Monster, ihr stünde ‚die schönste Hochzeit‘ mit dem schönsten Kleid, der schönsten Deko und überhaupt allem vom Feinsten einfach zu. Ab einem gewissen Punkt geht sie über Leichen, um zu bekommen, was sie will.

Kieran Clancy

Wenn Euer Kleid nicht nur das Hochzeitsbudget sprengt…

Ganz so schlimm hat’s Euch vielleicht noch nicht erwischt, aber vielleicht habt Ihr mit Eurem Partner schon eine Diskussion geführt, ob das 2.000 Euro-Kleid tatsächlich ins 6.000 Euro Gesamtbudget passt. Habt Ihr Euch vielleicht dabei ertappt zu denken, dass der Sekt, den Ihr sonst immer trinkt, für den Anlass nicht genug wäre und der doppelt so teure doch eine deutlich passendere Wahl sei? Spätestens, wenn Ihr mit Eurem Partner oder anderen Familienmitgliedern in Streit über’s Hochzeitsbudget geratet, solltet Ihr Euch auf’s Bridezilla-Syndrom untersuchen!

Wie man Bridezilla zurückpfeift

Wirklich gute Freunde werden Euch zwar so ziemlich jeden Bridezilla-Ausraster verzeihen, aber trotzdem möchtet Ihr diese Begebenheiten sicherlich auf ein Minimum reduzieren. So unausweichlich wie der ein oder andere Bridezilla-Moment also auch ist: Ihr habt immer die Möglichkeit, das Brautmonster in Euch zurück zu pfeifen! Wie man das macht? Na ganz einfach:

  1. Versetzt Euch in die Situation der anderen!

Sicherlich gab es schon Hochzeiten, bei denen Ihr in der Rolle Eurer Freunde / Familie jetzt gesteckt habt. Wie habt Ihr Euch damals gefühlt? Denkt auch daran, dass das Leben Eurer Lieben seinen normalen Gang weiter geht. Ja, Ihr seid für ein paar Monate in einer Ausnahme-Situation. Der Rest Eurer Leute ist das aber nicht (im selben Maß). Überlegt also einfach, wie Ihr Euch fühlen würdet, wenn nun plötzlich eine ausgerastete Braut hemmungslos über Eure Zeit verfügt und dann auch noch große Erwartungen hat!

  1. Konzentriert Euch auf das, was wirklich wichtig ist

Wenn Ihr Euch während der Planung ab und zu vor Augen führt, wieso Ihr Euren Liebsten / Eure Liebste heiraten wollt, setzt das alles in Perspektive. Wer daran denkt, wie schön es sein wird, seinem Lieblingsmenschen das Jawort zu geben, dem ist hinterher auch schnuppe, ob der Blumenschmuck in Rosa oder Aprikot daherkommt. Bridezilla kann sich dann schleichen!

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Photo Credits: Kieran Clancy, Reinhard Klein, Johannes Nocker, Sabrina Schindzielorz, Fotolia